Mittelalter-Kleidchen (mit Schnittmuster in Größe 68)

Wir haben ja bekanntlich viele Hobbys. Und während einige, wie zum Beispiel das Kletttern, mit Baby erst mal auf Eis liegen, versuchen wir trotzdem unserem Hobby Nr. 1, dem Reenactment weiter nachzugehen. Da muss natürlich auch für die Kleinste die passende Klamotte her. Normalerweise findet man im Internet ja alles, aber ein Babymittelalterkleid habe ich nicht gefunden. Also habe ich selbst etwas entworfen. Aus meinem aller ersten Versuch, den ich schon in der Schwangerschaft genäht hatte, habe ich gelernt: Es muss ein Wickelkleid werden. Denn ein Baby in ein Kleid aus nicht-dehnbaren Stoff zu pulen macht keinen Spaß.

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und möchte es daher mit euch teilen.  Genäht ist es einfach. Vorderteile an das Rückteil nähen und alle Kanten versäumen. Dann noch Riemchen zum Binden annähen.

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Meine Version ist aus dünnen, mit Birkenblättern gefärbten Wollstoff. Natürlich handgenäht! Allerdings von Flo, da ich in letzter Zeit so selten die Hände frei habe.

Falls tatsächlich irgendein/e Verrückte/r dieses Schnittmuster nachnäht, würde ich mich sehr freuen, wenn ich ein Bild vom Ergebnis geschickt bekommen würde. :)

 

 

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Färben mit Walnussschalen

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Juglans_regia_-_K%C3%B6hler%E2%80%93s_Medizinal-Pflanzen-081.jpg
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Juglans_regia_-_K%C3%B6hler%E2%80%93s_Medizinal-Pflanzen-081.jpg

Ich erwähnte ja schon am Dienstag, dass die Mütze für Flo aus selbst gefärbter Wolle gehäkelt ist. Ich habe sie mit Walnussschalen gefärbt. Das ist (theoretisch) eine der einfachsten Methoden, da man die Wolle vorher nicht beizen muss. Man nimmt dafür die grüne Schale der Walnüsse, die "Fruchtschale", die im Herbst irgendwann abfällt. Wir hatten sie gesammelt und getrocknet.

 

Beim Rezept habe ich mich zuerst strikt an das schon mehrfach erwähnte Buch "Handbuch der Naturfarbstoffe" gehalten.

 

Man benötigt die dreifache Menge Walnussschale im Vergleich zum trockenen Wollgewicht. Also für 100 gr Wolle 300 gr Schalen (getrocknet). Diese werden in 3 L Wasser 24 Stunden eingeweicht und dann zwei Stunden gekocht. Dann wird die Brühe filtriert.

In diese Brühe legt man die Wolle und erhitzt es langsam auf 45 °C. Dann dreht man die Hitzezufuhr ab und lässt es über Nacht stehen. Zum Schluss wird alles noch ein Mal für 20- 30 Minuten auf 90 °C erhitzt.

Soweit die Theorie. Das Ergebnis war ernüchternd. Zwei Tage färben und die Wolle hatte einen zarten Hautfarbton.

Nach dem ersten Zug.
Nach dem ersten Zug.

Also habe ich die Walnussschalen (die ich glücklicherweise noch nicht auf den Kompost gegeben hatte) noch mal in den Topf geworfen und es mit einer Kontaktfärbung versucht. Das bedeutet, dass die Wolle direkt mit dem Färbepflanzen in Kontakt kommt. Ist eine ziemliche Sauerei, da die Walnussschalen in der Wolle hängen. Also noch mal 12 Stunden ziehen lassen, auswaschen und...

Nach dem zweiten Zug.
Nach dem zweiten Zug.

... ein bisschen besser. Also habe ich noch einen dritten Zug gewagt.

Nach dem dritten Zug.
Nach dem dritten Zug.

Auch wenn man es wegen der Lichtverhältnisse nicht sieht, ist die Wolle dunkler. Flo war nun auch zufrieden und daher habe ich es dabei belassen. Es ist ein schöner warmer Braunton. Aber es zeigt mal wieder, dass es sich um Naturfärbung handelt und dass das Ergebnis kaum beeinflussbar ist.


Heute Nachmittag färben wir wieder. Diesmal etwas ganz ausgefallenes. Mehr dazu bald hier im Blog!

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Färben mit Alkanna

Links: neu gefärbte Wolle, rechts: vor ein paar Jahren gefärbter Stoff
Links: neu gefärbte Wolle, rechts: vor ein paar Jahren gefärbter Stoff
Seit laaanger Zeit habe ich letztes Wochenende mal wieder Wolle gefärbt. Diesmal mit Alkanna. Dafür war noch alles von einem anderen Färbeprojekt zu Hause. Die ganze Geschichte ist etwas aufwändiger, aber die Farbe ist der Knaller! (Anmerkung für Mittelalter-Menschen: Die Pflanze ist zwar authentisch, der Färbeprozess so aber nicht. Da ich die Wolle aber für "unauthentische" Socken für zu Hause gefärbt habe, war mir das in diesem Fall egal). 

Anleitung für 100 gr. Strangwolle, Rezept aus dem Handbuch der Naturfarbstoffe

Wolle mit 25 gr. Alaun und 6 gr. Weinstein beizen

100 gr. Alkannawuzel in 300 ml Isopropanol (Apotheke) und 3 ml Spüli mindestens 3 Stunden Einweichen.
Dann durch ein Tuch abseihen und mit 100 ml Isopropanol nachspülen. Flüssigkeit mit 2,5 L Kondenswasser (etwa 50 °C warm) mischen. 30 ml Spüli dazugeben. 
In die fertige Färbeflotte gibt man die Strangwolle und erhitzt es 45 min. auf 80 °C. Dann in der Färbeflotte abkühlen lassen. Auswaschen und über die tolle Farbe freuen! :)

Zusammen mit einem Knäuel schwarzer Wolle nadel ich da tolle Kuschel-Ringelsocken draus. Allerdings ist die Färbung so dunkel geworden, dass sich das Dunkel-Lila kaum vom Schwarz unterscheidet. ^^'
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Anleitung für ein einfaches Mittelalterkleid

Wie ich ja schon angekündigt habe, möchte ich an dieser Stelle eine kurze Anleitung mit Zuschneideplan für ein Mittelalterkleid geben. Die Angaben bezeihen sich auf meine Körpergröße. Es müsste etwa Größe 40 sein.

Ich hatte ein 2 m langes und 1,40m breites Stück Stoff zu Verfügung. Wie man aber sieht, habe ich nicht alles verbraucht. Wie ich den Stoff gefärbt habe, kann man hier nachlesen.

 

Hier der Zuschneideplan:

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Zuschneideplan Mittelalterkleid
IMG (2).jpg
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Und so wird das Ganze dann aneinander genäht:

(Entschuldigt die schlechte Skizze. Ich übe immer noch mit meinem digitalen Zeichenbrett. Es macht nicht immer das, was ich will. ;-) )
(Entschuldigt die schlechte Skizze. Ich übe immer noch mit meinem digitalen Zeichenbrett. Es macht nicht immer das, was ich will. ;-) )

Für den Halsausschnitt möchte ich gar keine Anleitung geben. Jeder Kopf ist unterschiedlich groß. ;-)

 

Ich persönlich nähe und versäubere das Ganze dann mit der Hand.

Ich hoffe die Anleitung ist einigermaßen verständlich. Bei Fragen schreibt mir einfach!

Viel Spaß beim nähen! :-)

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Aktivurlaub

Nach fast einem Monat Pause melde ich mich wieder zurück. In den letzte zwei Wochen war ich im Mittelalterurlaub im Freilichtmusuem Ukranenland, Torgelow. Und ich wollte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, hier zu zeigen, was ich alles so gemacht habe:

Flo´s Wadenwickel fotografiert, über die ich hier geschrieben habe.


Eine Tunika für Flo genäht.

Mir ein neues Kleid genäht. Darüber will ich noch einen detallierten Artikel schreiben.

Versucht eine Knochenflöte zu bauen. Auf dem Bild ist noch der unbearbeitete Knochen zu sehen. Ich hab bis jetzt noch keinen Ton raus bekommen und suche jetzt erst mal nach einer Anleitung. Hat jemand einen Tip?


Bei einem alten Kleid die Ärmel gekürzt und den Kragen bestickt.

Wolle nach Farbe sortiert....
Wolle nach Farbe sortiert....
... und einen Armstulpen genadelt.
... und einen Armstulpen genadelt.

Hübsche Tonperlen von lieben Museumsmitarbeiterinnen geschenkt bekommen.

Wasserminze mitgenommen. Die wächst jetzt schon erfolgreich in unserem Gartenteich.

Eine von zwei Wochen Barfuß laufen!
Eine von zwei Wochen Barfuß laufen!
Schön wars... :-)
Schön wars... :-)

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Färben mit Birkenblätter

Heute hat mein Freund Wadenwickel mit Birkenblätter gefärbt. Weil wir jedes Mal ein Rezept dafür suchen, wollte ich es hier mal festhalten. ;-)

 

Schritt 1: Den Stoff beizen. Dazu löst man 25 % Kalialaun in 60°C warmen Wasser auf. 1 h bei 60 °C beizen und dann übernacht im Topf abkühlen lassen.

 

Schritt 2: Färben. Dafür 200% (des Stoffgewichtes) Birkenblätter 2 Stunden in Wasser aufkochen. Dann die Blätter herausnehmen und auf ca. 60 °C abkühlen lassen. Dann den Stoff in die Flüssigkeit geben und etwa 1 1/2h färben. Der Stoff wird Gelb.

Schritt 3 (optional): Damit der Stoff Grün wird, nimmt man den Stoff aus der Färbeflotte nehmen. Etwa 7 % Eisensulfat (mehr Eisensulfat = dunkleres Grün) in der Flüssigkeit auflösen. Stoff wieder in den Topf legen und 1/2 h noch mal 1h bei 60°C färben.

Dann den Stoff aus dem Topf nehmen. An der Luft oxidiert der Farbstoff und wird noch etwas grüner.

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Färben mit Krapp

In den letzten drei Tagen habe ich einen sehr hübschen Diamant-Köper-Wollstoff mit Krapp-Wurzel rot gefärbt. 

Der Stoff ist von unserem Privatdealer Naturtuche. ;-)

 

Trotz langer Erfahrung ist es nicht leider ganz so rot geworden wie gewünscht, aber trotzdem ganz zufriedenstellend. ;-) Das ist die Tücke der Naturfarben.

 

Das Rezept ist aus diesem Buch. Es ist vergriffen, aber absolut empfehlenswert.

 

Aus dem Stoff wird bald ein dünnes Sommerkleid, dass ich hoffentlich in meinem Sommerurlaub im Freilichtmuseum Ukranenland tragen werde (wenn es nicht wieder ein Unwetter gibt ;-) ).

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Nadelbindung

Ich bin ja nicht nur „modern“ kreativ und handwerklich tätig, sondern auch in meinem Hobby Nummer 1, dem Mittelalter-Reenactment. Daher möchte ich heute mal eine bei uns in Vergessenheit geratene Technik vorstellen: die Nadelbindung.

Sie ist heute noch in Skandinavien bekannt. Man verknotet den Faden, um ein Gewebe zu erzeugen. Dafür benutzt man üblicherweise eine dicke Nadel. Ein großer Unterschied zum Häkeln und Stricken besteht darin, dass man nicht mit einem Endlosfaden arbeitet. Ist der Faden „aufgeknotet“ muss man ein neues Stück anknoten oder anfilzen.

Der Anfang eines Beutels. Die Dochtwollte ist mit Krapp und Birke/Eisensulfat gefärbt.
Der Anfang eines Beutels. Die Dochtwollte ist mit Krapp und Birke/Eisensulfat gefärbt.

Nadelbindung ist haltbarer als Gestricktes, da es sich nicht aufzieht, aber auch Zeitaufwändiger.

Die Technik ist schon seit dem Mesolithikum nachgewiesen und schon dort sind alleine mindestens drei verschiedene Stichvarianten belegt (nach Kania 2010, S. 64).

 

 


Heute gibt es sehr viel mehr. Am besten lernt man Nadelbindung, wenn man es von jemandem direkt erklärt bekommt, aber selbstverständlich gibt es auch tausend Anleitungen im Internet.

 

Wer sich für mittelalterliche Textilien interessiert, sollte sich dieses Buch anschaffen. Es ist wirklich empfehlenswert. Wer im Detail mehr an frühmittelalterlicher Kleidung interessiert ist, der sollte sich dieses Buch mal ausleihen (oder kaufen, wenn Geld übrig ist ;-) ). Wer mehr über mein Hobby wissen will, kann hier schauen.

 

Knochennadel, handgemacht von meinem Papa.
Knochennadel, handgemacht von meinem Papa.

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